Der heimische Waschbär fühlt sich in unserer Umgebung nicht mehr wohl und wird von invasiven Arten immer mehr aus seinen Lebensräumen verdrängt. Jäger fordern deshalb jetzt ein aggressiveres beziehungsweise effektiveres Vorgehen gegen die ausländischen Arten des Säugetiers.
Innerhalb von sieben Jahren hat sich der Verbreitungsbereich des Waschbären fast verdoppelt. Dieser Vermehrung muss jetzt Einhalt geboten werden, so das Präsidium des Deutschen Jagdverbandes (DJV). Dabei stützt sich die Vereinigung vor allem auf die invasiven und gebietsfremden Arten, die den heimischen Waschbären aus seinem Lebensraum verdrängen. Die invasiven gebietsfremden Arten (IGA) sind insbesondere eine Bedrohung, da sie Krankheiten und Erreger einschleppen können. Nur durch eine zielgerichtete Eindämmung kann die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen unterbunden werden.
5-Punkte-Papier zum Management invasiver gebietsfremder Arten
Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat zur Eindämmung des Problems ein 5-Punkte-Papier verfasst, welches besonders das Management der IGA behandelt.
- Jäger sind die einzige verlässliche Institution
Die Eindämmung des Waschbären unterliegt, so wie alle Jagdvorgänge, den Richtlinien des Bundesnaturschutzgesetzes beziehungsweise dem Bundesjagdgesetz. Nur ein ausgebildeter Jäger kann gewährleisten, dass diese Kriterien auch eingehalten werden. Darüber hinaus kann das Vorgehen gegen invasive Arten besondere Maßnahmen erfordern, die nur ein Jäger vorschriftsgemäß berücksichtigen kann.
- EU-Verordnung soll die Arbeit erleichtern
In mehreren EU-Verordnungen wird das Vorgehen gegen invasive Arten enorm gehemmt, weshalb Jäger nicht gegen ausländische Waschbären vorgehen können. Besonders in Deutschland ist dieser zusätzliche Schutz nicht von Nöten, so der Jagdverband. Im Bundesjagdrecht §22 Abs. 4 wird der Elterntierschutz geregelt, der eine Schonzeit während der Jagdzeit vorsieht. Eine zusätzliche Behütung der Waschbären außerhalb dieser Zeiten ist unnötig, so der Verband. Darüber hinaus soll die Jagd mit Fallen erleichtert werden.
- Flächendeckende Bejagung
In Schutzgebieten oder Siedlungsräumen dürfen Jäger nicht Jagd machen. Deshalb soll die EU diverse Beschränkungen verabschieden und somit eine flächendeckende Bejagung ermöglichen. Besonders in diesen Rückzugsorten kann es zum Beispiel dazu führen, dass sich besonders die bedrohten Tierarten durch die invasiven Eindringlinge nicht vermehren können oder diese sogar weiter dezimiert werden. Um diesem Effekt entgegenzuwirken fordert der Deutsche Jagdverband (DJV) eine Aufhebung der Restriktionen in Schutzgebieten und Siedlungsräumen.
- Effektivere Ressourcennutzung
Weiters wird in dem Papier die ineffiziente Ressourcennutzung kritisiert. Zum Beispiel ist die separate Bewertung einer Art, wie des Waschbären, unnötig, denn die EU-Liste für invasive gebietsfremde Arten wird ohnehin nach wissenschaftlichen Kriterien und unter Einbeziehung von Experten erstellt. Stattdessen könnten die finanziellen Mittel und andere Ressourcen für die Beschaffung beziehungsweise Entwicklung von effektiven Fangsystemen genutzt werden.
- Sinnvolle Maßnahmen
Zuletzt wird an den nicht praktikablen beziehungsweise unsinnigen Maßnahmen gesprochen, die überdacht werden sollen. Zum Beispiel: Im Jagdjahr 2017/2018 haben die Jäger 134.000 Waschbären erlegt. Um die gleiche Anzahl an Waschbären zu kastrieren müsse man einen Betrag von 13 Millionen Euro investieren. Von der unmöglich umsetzbaren Praxis ganz zu schweigen. Da die Tiere zudem nach der Kastration nicht mehr freigelassen werden dürfen, entstehen dadurch weitere Folgekosten.
Stattdessen würden sich beispielsweise Zäune um Laich- und Brutgewässer oder Schutzmaßnahmen an Horstbäumen viel besser eignen, günstiger und zudem auch umsetzbar sein.
Ein weiterer Vorschlag wäre die Anti-Baby-Pille für Waschbären, die allerdings ebenfalls nicht ungefährlich ist und keine Erfolgsgarantie verspricht. Schließlich kann nicht gewährleistet werden, dass die Pillen auch tatsächlich von den Waschbären aufgenommen werden und nicht von einem anderen Tier. Darüber hinaus ist die Erforschung beziehungsweise die Erarbeitung eines Lösungsansatzes für dieses Problem mit einem immensen finanziellen Aufwand verbunden. Pro Tierart werden vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) rund eine Million Euro geschätzt.